Unbekanntes und Verborgenes
Viele Themen des Denkmalschutzes werden seit Jahren öffentlich – teils sehr heftig – diskutiert. Dabei gibt es in Rinteln zahlreiche Zeugnisse alter Bau- und Handwerkskunst, viele Kleindenkmale und private Kleinode, die noch nie im Kreuzfeuer von langen und lautstarken Diskussionen standen.
Rinteln - verborgen
Verborgen in unserer Altstadt liegt ein Kaufmannshof mit Nebengebäuden aus dem 16. Jahrhundert. Das massive Sockelgeschoss aus Bruchstein birgt einen Keller, der in drei Kreuzgewölbe unterteilt ist. Durch private Initiative wurde diese Kleinod erhalten.
Rinteln - verschollen
Während der Renovierung des „Alten Museums“ ist ein bedeutendes Kleindenkmal aus den Augen der Öffentlichkeit verschwunden. An der Südseite des Gebäudes versteckte sich bis Mitte 2011 ein Sakramentshäuschen – ein für Rinteln historisch wichtiges Denkmal. Heute wird es bei der Stadt Rinteln in einem Archiv „zwischengelagert“. Das ist keine Dauerlösung! An einem sicheren Ort sollte das Sakramentshäuschen wieder ausgestellt werden – zusammen mit Erläuterungen.
Rinteln - unbekannt
Zwei kleine Rundtürme (Mönche), zwischen denen früher ein „Schutzbrett“ zur Abhaltung des Wassers bei Überschwemmungen heruntergelassen werden konnte, stehen auf den Mauern des Exterkanals. Sie bewachen gleichsam die Kreuzung zwischen Stadtgraben und Exter. Interessierte finden die Mönche zwischen Süd- und Ost-Contrescarpe.
Die alte Wasserkunst
Zu dem Bild der 2 kleinen Rundtürme hat der Heimatforscher und Historiker J. Rinne ergänzende Ausführungen gemacht.
Unbekanntes und Verborgenes – Die alte Wasserkunst
Selbst vielen Alt-Rintelnern wenig bekannt ist das Schleusenbauwerk (am südlichen Ende der Ritterstraße), das früher auch als „Wasserkunst“ bezeichnet wurde, obwohl es – wie sonst im Barock üblich – keine Wasserspiele, Springbrunnen oder Kaskaden umfasst. Es war vielmehr ein reiner Zweckbau, der zu den Festungsbauten gehörte, die im 17. Jahrhundert entstanden und das mittelalterliche Rinteln zu einer modernen Festung umgestalteten.
Der Bau der Bastion „Wilhelm“ an der Südfront der neuen Festung machte aus festungstechnischen Gründen nicht nur die Verlegung des Seetors (vorher am Ende der Bäckerstraße), sondern auch die Verlegung der Neuen bzw. Mühlen-Exter erforderlich. Für die Festungsbauer jener Tage war das wahrlich keine leichte Aufgabe.
Es gehörte ein gehöriges Maß an Ingenieurkunst dazu, die Exter nach Südosten zu verschwenken, den Festungsgraben in einem gemauerten Kanal (Trog) zu queren und diesen dabei mit Wasser zu versorgen und dann durch einen Tunnel unter dem Festungswall hindurch in die Stadt zu leiten. Zugleich wurde baulich Vorsorge getroffen, damit kein potentieller Eindringling das Bauwerk benutzen konnte, um sich Zugang in die Stadt zu verschaffen. Dazu kamen besondere Sperrvorrichtungen, die den Wasserzufluss der Exter bei drohenden Überschwemmungen stoppen sollten. Andererseits mussten die Verteidiger der Festung die Möglichkeit erhalten, im Verteidigungsfall das Vorgelände unter Wasser zu setzen, um das Vordringen des Feindes zu verhindern oder zumindest zu erschweren.
Rinteln - verborgen
Die frühgotische Jakobi-Kirche ist das einzige erhalten gebliebene Bauwerk des Jakobsklosters des Benediktinerordens. Es wurde um 1238 erbaut und bestand bis 1563. Mit dem Einzug der Universität Ernestina in das ehemalige Kloster wurde die Kirche 1621 zur lutherischen Universitätskirche. 1659 gründete sich eine evangelisch-reformierte Gemeinde für die hessischen Beamten und Soldaten. Diese Gemeinde besteht bis heute. Der Blick in den Bodenraum über der Gewölbedecke des Kirchenschiffs ist beindruckend.
Rinteln - hoch oben
In der Ritterstraße befindet sich an der Fassade des Ostflügels der Burghofklinik eine hölzerne Skulptur – dargestellt ist eine Meerjungfrau. Diese Figur fängt mit dem nach oben geöffneten Haarschopf des Regenwasser auf, das über ihre Schwanzflosse in das gusseiserne Fallrohr abfließt. Nach Aussage des Architekten Klaus Breitenbach, der die Sanierungsarbeiten an der Renaissance-Fassade geleitet hat, ist diese Meerjungfrau einmalig in Deutschland. Ihre Herkunft: Russland (?); angebracht im 19. Jahrhundert.